Landau besitzt ein reiches kulturelles Erbe, das sich in zwei außergewöhnlichen Stiftungen widerspiegelt. Sowohl die Landauer Kunststiftung als auch die Strieffler Stiftung tragen maßgeblich dazu bei, das künstlerische Schaffen der Region zu bewahren, zu pflegen und für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen.
„Wohl kaum eine andere Stadt vergleichbarer Größe unseres Bundeslandes kann eine ähnlich qualitätsvolle und umfangreiche Sammlung vorweisen. Die Landauer Kunststiftung verkörpert, trotz mancher Lücken im Bestand, in repräsentativer Weise das Kunstschaffen und -sammeln einer Region und ist geeignet, als Zeugnis des künstlerischen Identitätsbewusstseins Landaus zu dienen.“
Zitat aus: Heinz Setzer: Koch & Co. – Entwicklungswege zur Kunststiftung der Stadt Landau in der Pfalz, in: Koch & Co. 2005, S. 14.
Bereits 1914 begann die Stadt damit, Kunstwerke zu sammeln und erweiterte den Bestand kontinuierlich. Dies war durch Schenkungen, Spendenmittel und teils unkonventionelle Maßnahmen, wie beispielsweise durch die Vermietung von Ateliers an Künstler*innen möglich, die mit ihren Werken die Miete „bezahlten“. Um dieses rasch anwachsende Konvolut aus Gemälden, Grafik und Plastiken langfristig zu sichern, wurde 1991 die „Landauer Kunststiftung“ gegründet. Ihre Aufgabe ist es, die darstellende und bildende Kunst der Stadt und der Region zu fördern, Kulturwerke im städtischen Besitz zu pflegen, zu erhalten und öffentlich zu präsentieren.
Die Kunstsammlung beinhaltet ca. 1.000 Kunstwerke. Von diesen sind ca. 500 in öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus, diversen Schulen oder auch im öffentlichen Raum ausgestellt.
Schwerpunkte der Sammlung sind unter anderem die sogenannten „Altpfälzer Maler*innen“ wie Friedrich Ferdinand Koch (1863–1923), August Croissant (1870–1941), Adolf Kessler (1890–1974), Hermann Sauter (1891–1981), Alfred Doerner (1892–1964) und Rolf Müller-Landau (1903–1956), um nur einige wenige zu nennen. Daneben gibt es aber auch zahlreiche Künstler*innen aus dem 20./21. Jahrhundert wie Kurt König (1915–1999), Margot Stempel-Lebert (1922–2009), Gerd Ditz (1941–2004) sowie Barbara Beran (geb. 1942) und Madeleine Dietz (geb. 1953), um noch einige der größeren Namen zu erwähnen.
Die Kunstsammlung ist ein bedeutendes Kulturgut der Stadt Landau und der Südpfalz. Als visuelles Gedächtnis der Region dokumentiert sie über mehr als ein Jahrhundert künstlerisches Schaffen. Damit dieses kulturelle Erbe auch kommenden Generationen erhalten bleibt, sind kontinuierliche Pflege, Wertschätzung und öffentliche Aufmerksamkeit unerlässlich.
Literatur:
Haas, Sabine: Die Landauer Kunststiftung, in: Gegen die Zeit. Stillleben der Landauer Kunststiftung und der zeitgenössischen Kunst. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 28.01.24 bis 10.03.24 in der Villa Streccius Landau. Landau i. d. Pfalz 2024, S. 25-31. // Koch & Co. Die Kunststiftung der Stadt Landau in der Pfalz, hg. von Clemens Jöckle, Heinz Setzer und Hans-Jürgen Terstappen. Katalogbuch zur gleichnamigen Ausstellung vom 3.9.-9.10.2005 in der Villa Streccius in Landau in der Pfalz. Annweiler 2005.
Als die Künstlerin Marie Strieffler 1987 verstarb, vermachte sie ihr Haus samt dem Inventar und dem künstlerischen Nachlass der Stadt Landau i.d. Pfalz. Dieser wurde 1991 in die sog. Strieffler Stiftung überführt, die das Erbe der Künstlerin und ihres Vaters Heinrich Strieffler (1872–1949) verwaltet. Zu den Aufgaben der Stiftung gehören die Darstellung des künstlerischen Nachlasses von Heinrich und Marie Strieffler sowie von Philippe Steinmetz (1900–1987), dem Lebensgefährten von Marie. Daneben soll die Stiftung die Bedeutung der Werke dieser Künstler*innen für die südpfälzische Heimat, Landschaft und Weinkultur herausarbeiten, ist aber insbesondere für die Einrichtung und Unterhaltung eines Museums zuständig.
Das Vermögen der Stiftung umfasst 753 Kunstgegenstände, darunter Ölgemälde, Lithographien und Fotografien von Heinrich und Marie, aber auch Werke von Philippe Steinmetz sowie von Künstlerfreund*innen wie Ludwig Dörfler (1905–1992), Walther Weis (1890–1968) oder Luise Unger (1919–2007).
Heinrich und Marie interessierten sich auch für die angewandte Kunst, wovon eine große kunstgewerbliche Sammlung zeugt. Neben Stücken aus der Volkskunst der Region, spiegelt sie sich in einer Sammlung von traditioneller Hafnerware, eine spezifische Gruppe von glasierter Gebrauchskeramik, sowie eine Sammlung von Gefäßen und Figuren des Jugendstils wider. Aber auch die selbstentworfenen Möbel und technischen Patente zeugen von der Vielgestalt Heinrichs.
Besondere Verbindung von Atelierhaus und Stiftung
Das Strieffler-Haus mit der direkten Verquickung der beiden Kunstnachlässe ist ein außergewöhnlicher und schützenswerter Ort: Es wurde 1923 von dem Architekt Fritz Kindler für Heinrich Strieffler entworfen und erbaut – als Wohnhaus, Atelier und Lebensmittelpunkt. Über Jahrzehnte hinweg war das Gebäude ein kreativer Rückzugsort und zugleich ein Ort intensiver künstlerischer Auseinandersetzung.
Der besondere Wert des Hauses liegt in der engen Verbindung zwischen Architektur, Lebensumfeld und künstlerischem Werk. Hier wurde nicht nur Kunst geschaffen – das Gebäude selbst ist Ausdruck einer künstlerischen Haltung. Die Räume, das Licht, die Raumaufteilung: Alles ist auf die Bedürfnisse des künstlerischen Arbeitens abgestimmt und trägt die Handschrift seiner Bewohner. Dass der umfangreiche Nachlass beider KünstlerInnen ausgerechnet an dem Ort bewahrt wird, an dem er entstand, ist ein seltener Glücksfall. Das Strieffler-Haus bildet damit ein in sich stimmiges Gesamtensemble, in dem sich Lebenswelt und Kunst auf besondere Weise durchdringen.
Heute dient das Strieffler-Haus als Nachlassstätte, Ausstellungsraum und Erinnerungsort. Es macht nicht nur das Werk von Heinrich und Marie Strieffler und ihrer Künstler*innenfreunde zugänglich, sondern bewahrt auch den authentischen Kontext seines Entstehens. Besucher*innen erleben hier nicht nur Kunst, sondern auch die Atmosphäre eines Künstlerlebens – unmittelbar, nahbar und lebendig.
Als eines der wenigen original erhaltenen Künstlerhäuser seiner Art ist das Strieffler-Haus ein bedeutendes Kulturerbe für Landau, die Südpfalz und darüber hinaus. Es erzählt nicht nur von zwei Künstlerbiografien, sondern auch davon, wie stark Ort und Werk miteinander verbunden sein können.
Mehr zum Strieffler Haus siehe die Homepage des Freundeskreises „Strieffler Haus der Künste e.V.“.
Dr. Lena Sommer
Tel: 06341/13 41 03
E-Mail: lena.sommer@landau.de