Vor 85 Jahren, am 22. Oktober 1940, wurden 6.500 Jüdinnen und Juden aus der Pfalz, aus Baden und dem Saarland aus ihren Häusern geholt, zu den Bahnhöfen getrieben, auf Züge verladen und in das Internierungslager Gurs in den französischen Pyrenäen verschleppt – darunter auch 34 Frauen, Männer und Kinder aus der Stadt Landau in der Pfalz. Bei einer Gedenkveranstaltung im Hof des Stadtarchivs erinnerte Oberbürgermeister Dominik Geißler gemeinsam mit Partnerinnen und Partner von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz, dem Verein für Toleranz und Menschlichkeit, der Integrierten Gesamtschule Landau (IGS) sowie dem städtischen Archiv und Museum jetzt an die Opfer dieses schrecklichen Verbrechens. Ehrengast war der rheinland-pfälzische Landesrabbiner Reuven Konnik.
„Genau hier, in diesem Hof am Alten Güterbahnhof, wurden die letzten noch in Landau verbliebenen Jüdinnen und Juden zusammengetrieben und Richtung Gurs abtransportiert“, betonte Oberbürgermeister Dominik Geißler. „Und es macht mich tief betroffen, dass 85 Jahre später Jüdinnen und Juden in Deutschland und weltweit wieder Angst haben müssen. Erinnern allein reicht nicht. Wir müssen gemeinsam handeln und uns jeder Form von Antisemitismus und Menschenverachtung entschlossen entgegenstellen, damit jüdisches Leben bei uns frei und sicher bleiben kann. Dass Landesrabbiner Reuven Konnik heute bei uns ist, ist für mich eine große Ehre und auch ein großes Zeichen der Hoffnung!“
„Bevor man wieder aufbauen kann, muss man verstehen, was zerstört wurde – und das war die Würde der Menschen. Unsere Aufgabe ist es, die Würde wieder herzustellen, indem wir erzählen, erinnern, bezeugen und lehren. Und wenn wir heute hier gemeinsam stehen, erfüllen wir diese Aufgabe“, erklärte Reuven Konnik in seiner Ansprache. „Ihr seid die Fortsetzung der Geschichte als Hüter der Zukunft“, wandte er sich abschließend an die Anwesenden.
Die Veranstaltung umfasste neben den Redebeiträgen auch die Verlesung eines Zeitzeugenberichts sowie ein szenisches Spiel von IGS-Schülerinnen und -Schülern nach Briefen von Margarete Drexler, einer Landauerin, die nach Gurs deportiert und später in Auschwitz ermordet wurde. Für die musikalische Begleitung sorgten Peter Damm am Saxofon und Michael Letzel am Akkordeon.
Im Anschluss lud Oberbürgermeister Geißler Landesrabbiner Konnik ins Frank Loebsche-Haus ein: Dort trug er sich ins Goldene Buch der Stadt ein und erhielt außerdem eine exklusive Führung durch die Dauerausstellungen zu jüdischem Leben in Landau.