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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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04.12.2018

Wichtige Quelle der Regionalgeschichte: Ratsprotokoll des Landauer Stadtdorfs Dammheim aufwändig restauriert

Wie lebte es sich in Landau und der Region zu Zeiten der Französischen Revolution? Wie waren die wirtschaftlichen und konfessionellen Verhältnisse und welche kommunalen Beschlüsse wurden zu dieser Zeit in einer französischen Grenzgemeinde inmitten des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“ gefasst? Das und viel mehr verrät das sogenannte „Ratsprotokoll“ des Landauer Stadtdorfs Dammheim, das dessen Geschichte von 1792 bis 1801 dokumentiert. Lange Jahre auf dem Dachboden der Dammheimer Schule dem Verfall preisgegeben und später im Landesarchiv in Speyer sowie im Landauer Stadtarchiv aufbewahrt, wurde das stark beschädigte Dokument jetzt aufwändig und fachgerecht restauriert.
 
„Es war die absolut richtige Entscheidung, das Ratsprotokoll des Stadtdorfs Dammheim, das gemeinsam mit Queichheim zu den ältesten der acht Stadtdörfer zählt, vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. Die Restaurierung macht das Werk zu einem wichtigen Baustein der Erinnerungskultur“, betont Bürgermeister Dr. Ingenthron. Neben 1.100 Euro, die die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts, kurz KEK, dankenswerterweise für die Restaurierung zur Verfügung gestellt habe, habe sich auch das Stadtdorf selbst mit 2.000 Euro an den Kosten für die Arbeiten beteiligt. „Eine wegweisende Investition, die weit über Dammheim hinaus bedeutende historische Erkenntnisse ermöglicht. Als erstklassige Dokumentensammlung stellt sie ein herausragendes regionales Kulturgut dar“, so der Kulturdezernent.
 
Für Ortsvorsteher Florian Maier war die Beteiligung an den Kosten der Restaurierung eine Selbstverständlichkeit. „Wir waren uns im Ortsbeirat sehr schnell einig, dass wir dieses Vorhaben unbedingt unterstützen möchten“, betont er. Sein besonderer Dank gelte Dorfchronist Helmut Ledermann, der die Dammheimer Geschichte kenne wie kein Zweiter und Pionierarbeit leiste. Aktuell sei der Dorfchronist damit beschäftigt, das Ratsprotokoll intensiv zu lesen, zu transkribieren und mit Kommentaren zu versehen, um den Inhalt auch allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern zugänglich zu machen.
 
Nachdem das 400-seitige Protokoll in den 1980er Jahren den Weg aus dem Landesarchiv  Speyer in das Landauer Stadtarchiv gefunden hatte, wurde es dort im damaligen Zustand aufbewahrt. Die fadengebundenen Folioblätter waren durch Mäusefraß stark beschädigt und mit Schimmelsporen durchzogen. Im Sommer 2017 wieder aus dem Archivkarton herausgeholt, wurde das Dokument im Zuge der Restaurierung sterilisiert, gewässert, entsäuert und getrocknet. Die angefressenen Seiten wurden ergänzt und anschließend neu gebunden.
 
„Das Dammheimer Ratsprotokoll birgt unheimlich interessante und aufschlussreiche Informationen“, betont Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer. „Seit 1680 waren die Stadt Landau und ihr Dorf Dammheim eine französische Festungs- und Garnisonsstadt und unterstanden damit französischer Verwaltung. Im Zuge der französischen Revolution wurde Dammheim 1792 eine „Mairie“, also eine selbstständige Gemeinde, im Kanton Landau des Arrondissements Wissembourg. Das Ratsprotokoll dokumentiert diesen Wandel und ist als zeitgeschichtliches Zeugnis, das die Geschichte einer französischen Enklave in deutschem Herrschaftsgebiet beschreibt, deutschlandweit einzigartig“, ist die Stadtarchivarin überzeugt.
 
Dorfchronist Helmut Ledermann ist Mitglied des Freundeskreises des Archivs und Museums, gelernter Dachdeckermeister und hat mit 60 Jahren noch einmal an der Landauer Universität Geschichte studiert. Derzeit ist er mit der Transkription des Ratsprotokolls beschäftigt, das unter anderem umfangreiche Verzeichnisse eingegangener Gesetze und Dekrete, Grundbesitz- und Ertragsstatistiken, Requisitionslisten, Guthabenlisten der Gemeinden des Bezirks Landau, Lieferungsnachweise und Einwohnerstatistiken enthält. Anschließend sollen Kommentare in moderner Sprache zur besseren Verständlichkeit angefügt werden. Die Fertigstellung ist für Sommer 2019 geplant. Später soll das historische Dokument auch Schülerinnen und Schülern zu Unterrichtszwecken zur Verfügung gestellt werden.
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