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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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25.10.2021

Lesen und lesen lassen - Im Gespräch mit der neuen Leiterin der Landauer Stadtbibliothek Miriam Jöst

Willkommen im Team: Miriam Jöst hat vor wenigen Monaten die Leitung der Landauer Stadtbibliothek übernommen. Mit „Landauer Leben“-Redakteurin Lena Wind hat sie über ihren Weg von Greifswald in die Südpfalzmetropole, die Zukunft von Bibliotheken und Lesetipps für den Herbst gesprochen.

Frau Jöst, bis vor Kurzem waren Sie in der Greifswalder Stadtbibliothek Hans Fallada angestellt. Die ist rund 740 Kilometer von Landau entfernt. Was führt Sie zu uns in die Südpfalzmetropole?

Ich bin gebürtig aus der Pfalz und nach meiner sehr schönen Zeit an der Ostsee bin ich nun wieder zurück in meiner Heimat. Auch Landau ist mir gut bekannt, hier habe ich – nur wenige 100 Meter von der Stadtbibliothek entfernt – im Parkhotel meine erste Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht.

Vom Hotel in die Bibliothek: Warum haben Sie entschieden, Gäste gegen Bücher zu tauschen?

Naja, ich sehe es eher so, dass die Bücher dazugekommen sind. Die Gäste bzw. nun die Leserinnen und Leser sind ja noch da. Ich wollte einfach mal noch etwas Neues ausprobieren.

Und jetzt haben Sie in Landau noch mal einen Neuanfang gewagt. Wie gefällt es Ihnen in der Stadtbibliothek? Haben Sie sich schon gut eingelebt?

Auf jeden Fall! Ich wurde direkt super im Team aufgenommen und bin gut in der Stadtbibliothek angekommen. Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich und bereitet mir viel Freude. Mir gefällt auch das Gebäude sehr gut. Sofort, wenn ich die Stadtbibliothek betrete, fühle ich mich wohl.

Für alle, die die Stadtbibliothek noch nicht kennen: Warum lohnt sich ein Besuch?

Die Stadtbibliothek ist einfach ein gemütlicher Aufenthaltsort mit toller Atmosphäre. Hier gibt es Filme, Hörbücher, Musik-CDs, ein breites Zeitschriftenangebot mit 80 verschiedenen Titeln, außerdem Zeitungen und natürlich jede Menge Bücher. Die Stadtbibliothek bietet die ganze Palette an Lesevergnügen. Damit das so bleibt, wird unser Bestand jedes Jahr um rund 6.000 Medien aktualisiert. Insgesamt haben wir rund 185.800 Medien zur Auswahl.

Da ist es bestimmt nicht immer leicht, sich auf Anhieb zurecht zu finden.

Alle Medien sind natürlich feinsäuberlich systematisiert und katalogisiert. Um unseren Leserinnen und Lesern dieses System nahezubringen, bietet die Stadtbibliothek für Kitas und Schulen altersgerechte Gruppenführungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten an. Zur Auswahl stehen Führungen für Kitagruppen mit Vorlesen eines Bilderbuchs, Erstbesuch-Führungen für Schulklassen mit und ohne Rallye, der Bibliotheksführerschein für Fortgeschrittene ab der 4. Klasse und das Recherchetraining für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 9. Auch für Lehrkräfte und wissbegierige Schulklassen lohnt sich ein Besuch also. Wir können ihren Unterricht außerdem durch unsere fertigen oder individuell zusammengestellten Medienboxen zu Themen wie Deutsch als Fremdsprache, Gefühle oder Wald und Bäume ergänzen.

Klingt, als wäre viel los in der Stadtbibliothek: Wie sieht ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Der Beruf der Bibliothekarin ist grundsätzlich sehr abwechslungsreich. Ich erlebe tatsächlich jeden Tag etwas Neues. Dadurch bleibt mein Arbeitsalltag immer sehr spannend. Natürlich mache ich die Dinge, die von unseren Leserinnen und Lesern wahrgenommen werden, wie die Marktsichtung, die Bestellung und die Katalogisierung der Medien – und übernehme auch die Beratung an der Auskunftstheke. Außerdem gehört die Durchführung unserer interessanten Abendveranstaltungen zu meinen Aufgaben. Was die meisten Menschen aber nicht wissen, ist, dass der Beruf der Bibliothekarin auch viel Büroarbeit, Organisatorisches und Öffentlichkeitsarbeit mit sich bringt: Zum Beispiel unser nettes Interview hier oder die Pflege der Webseite, die Vorbereitung von Posts und Mitteilungen, Gespräche mit dem Grafiker für Werbematerialien und vieles mehr. Während der Büroarbeit werden beispielsweise E-Mails beantwortet, neue Trends beobachtet, Konzepte zur Weiterentwicklung der Stadtbibliothek organisiert und Meetings abgehalten.


Gibt es denn Parallelen zwischen Ihrer Arbeit in der Bibliothek und der im Hotel?

Ja, es gibt definitiv Parallelen, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so erscheinen mag. In beiden Bereichen steht der Kundenkontakt im Vordergrund, man kommt jeden Tag mit den verschiedensten Menschen und deren Anliegen in Berührung. Auch stehen in beiden Bereichen viele Bürotätigkeiten und Öffentlichkeitsarbeit an. Ein Event im Hotel muss ebenso beworben werden wie eine Veranstaltung in der Stadtbibliothek. Ein Bücherwunsch muss ebenso bearbeitet werden wie eine Anfrage nach mehr Kopfkissen.

Apropos Kopfkissen: Wo lesen Sie persönlich am liebsten?

Ich lese am liebsten zu Hause im Wohnzimmer auf meiner gemütlichen Couch umgeben von meinen beiden Katzen.

Und zu welchen Büchern greifen Sie da?

Zu ganz unterschiedlichen, ich lese querbeet durch verschiedene Genres. Zuletzt mal wieder ein gutes Sachbuch „Becoming“ von Michelle Obama. Auch wenn der Titel schon eine Weile auf dem Markt ist, war es ein lesenswertes Buch mit noch immer aktuellem Inhalt.

Sind Sie Team E-Book oder Team Hardcover?

Ich persönlich zähle auf jeden Fall zum Team Hardcover. Das Lesegefühl ist einfach ein anderes. Wobei natürlich beide Formen ihre Berechtigung haben. Gerade auf Reisen sind E-Books schon praktischer.

Zum Thema E-Books: Gehören die denn auch zum Angebot der Landauer Stadtbibliothek?

Ja, in der Stadtbibliothek haben wir eine Vielzahl von digitalen Angeboten. Zum einen die „Onleihe“: Dort können E-Books und E-Audios ausgeliehen werden. Weil die E-Medien bei den Landauer Leserinnen und Lesern sehr gefragt sind, bieten wir auch „Overdrive“ an. Das Prinzip ist das gleiche – nur, dass die Medieninhalte alle englischsprachig sind. Auch dieses Angebot kommt gut an. Für unsere kleinen Leserinnen und Leser haben wir noch die Leselern-App „ekidz“ im Programm. Zu all diesen digitalen Angeboten gibt es jeweils eine App, über die man sich mit dem Bibliotheksausweis kostenlos anmelden kann. Insgesamt können unsere Leserinnen und Leser auf mehr als 120.000 digitale Medien zugreifen.

Da ist digital ja schon einiges geboten. Hat die Bibliothek in ihrer aktuellen Form also bald ausgedient?

Auf keinen Fall. Die Bibliothek entwickelt sich stetig weiter und greift neue Trends auf, ohne dabei auf gut Bewährtes zu verzichten. Die Bibliothek in ihrer physischen Form bleibt ein wichtiger kultureller, nicht-kommerzieller Treffpunkt in Landau. Die digitalen Angebote werden vorwiegend von zu Hause bzw. unterwegs genutzt. Aber vor Ort in der Stadtbibliothek wird ebenfalls gelesen, sei es bei einer Kitaführung oder allein auf unserer Lesecouch. Auch die persönlichen Kontakte zwischen den Leserinnen und Lesern und mit den Mitarbeiterinnen sind für alle Seiten bereichernd. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie sehr die Bibliothek als sozialer Ort fehlt, wenn dieses Aufeinandertreffen wegfällt. Darum hoffe ich auch sehr, dass wir unseren Besucherinnen und Besuchern bald wieder ermöglichen können, dass sie es sich bei uns richtig bequem machen – zum Beispiel beim Zeitschriftenlesen im Bistrobereich.

Wenn Sie von Weiterentwicklung und neuen Trends sprechen, um was geht es Ihnen da? Haben Sie schon konkrete Pläne für die Bibliothek?

Die Stadtbibliothek ist toll so wie sie ist, aber natürlich möchte ich sie immer weiterentwickeln. Beispielsweise durch die Möglichkeit, Gebühren künftig online zu bezahlen, mit einem Bücherschrank in der Innenstadt oder mit der Einführung von Streamingdiensten speziell für Bibliotheken. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt!

Bis es so weit ist: Was steht denn im Herbst und Winter in der Stadtbibliothek an?

Bei uns findet im Rahmen unserer „Büchereitage“ noch eine ganz tolle Abendveranstaltung statt: die Vernissage zur Buchreihe „Matti und Max“ mit Manja Adamson und Sandra Lehmann am 19. November. In diesem Jahr beteiligt sich die Stadtbibliothek außerdem an der städtischen Aktion „Landauer Adventstürchen“. Am 10. Dezember wird unser Adventstürchen geöffnet. Was sich dahinter verbirgt, bleibt bis dahin aber noch unser Geheimnis.

Herbstzeit ist Lesezeit: Welche Lesetipps haben Sie für den Herbst 2021?

Das kommt natürlich ein bisschen aufs Alter der Leserschaft an. Für Erstleserinnen und Erstleser haben wir aktuell das wunderschöne Buch „Herbst im Hollunderweg“ von Martina Baumbach im Regal. Es besteht aus zwölf Kurzgeschichten rund um den Herbst, die sich prima zum Vor- oder Selbstlesen für Kinder ab 6 Jahren eignen. Für Jugendliche könnte der Thriller „Niemalswelt“ von Marisha Pessl interessant sein. Nach einem Unfall mit nur einem Überlebenden werden fünf Freunde vor die Wahl gestellt, wer von ihnen am Leben bleiben soll. Da ist richtig Nervenkitzel im Spiel.

Und für die Erwachsenen?

Da empfehle ich den Titel „Herbst“ von der britischen Schriftstellerin Ali Smith. Das Buch zählt zur sogenannten „Post-Brexit-Literatur“, behandelt aber nicht das politische Thema des britischen EU-Ausstiegs, sondern ist vielmehr eine Geschichte über das Altern, die Zeitläufte und vor allem die Liebe.

Dann nichts wie los in die Stadtbibliothek! Vielen Dank für das interessante Gespräch und die Lese-Inspiration.

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