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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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10.05.2024

Landauer Leute: Verteidiger der Landauer Festung

Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Michael Geither.

Man übertrug „zwei Tage vor der Schlacht bei Waterloo (…) die Verteidigung der Festung dem General Geitert, einem wackeren Krieger und rechtlichen Manne“. Bei jenem General handelte es sich um Johann Michael Geither, Mitglied des napoleonischen Heeres. Er wurde 1769 in Ubstadt bei Bruchsal geboren; seine Eltern stammten aus dem pfälzischen Maikammer. Lange Zeit hielt sich hartnäckig das Gerücht, der 14-jährige Schelm habe Tinte in das kirchliche Weihwasser geschüttet und sei daraufhin aus Angst vor Konsequenzen davongelaufen. Er soll in das französische Landau geflüchtet sein und als Kindersoldat in der Armee begonnen haben. In dieser Nacht- und Nebelaktion lag wohl seine Zukunft begründet. Geither kämpfte in zahlreichen napoleonischen Kriegen mit. Damit einher gingen auch viele Auszeichnungen. Eine ganz besondere war der Ehrensäbel, den er während eines Ägyptenfeldzugs erhielt. Nach seinem Posten als Kommandant der Zitadelle von Straßburg war es am 26. Mai 1815 so weit: es folgte die Berufung als Festungsgouverneur der Stadt Landau. Eine weitere Auszeichnung! Sein Vorgänger General Rapp inspizierte seine Tätigkeit genau. Einen Monat lang kam er jede Woche zur Kontrolle. Die Landauer Truppen, die der junge, circa 30 Jahre alte Geither vorgesetzt bekam, mussten auf ihn ernüchternd gewirkt haben. Sie waren an Heterogenität kaum zu übertreffen. Es glich einem bunten Potpourri aus Jung und Alt, sowie den verschiedensten Arten von Soldaten. Die Garnison bestand nämlich aus Rekruten ohne Militärausbildung, einem Bataillon vom 40. Infanterieregiment sowie Kanonieren, Grenadieren und Jägern der Landauer Nationalgarde. Doch Geither gab nicht auf und holte das Beste aus der Landauer Garnison heraus. Er trainierte mit ihnen die Verteidigung und versorgte die Stadt für die nächsten sechs Monate mit Lebensmitteln.

Anfang Juli 1815 war Landau dann komplett eingeschlossen. In dieser Zeit lag eine besondere Beobachtung der Truppen durch Geither vor. Fehler wurden nicht geduldet. Geither wurde zudem erpresst, indem man ihm die höchsten Versprechungen zukommen ließ. Die Belagerung lief bewusst ruhig ab; die Beschießung der Festung an einem Juliabend kann als Höhepunkt angesehen werden.

Kurz nach der Niederlage Napoleons bei Waterloo verbreitete Geither mit unerlässlichem Fleiß die falschen Nachrichten über die Siege der Revolutionspartei über die Royalisten. Dies blieb nicht folgenlos. Schon bald liefen erste Garnisonsoffiziere mit der roten, revolutionären Mütze umher. Allerdings war dieses von einigen nicht gern gesehen, sodass dem Kommandanten keine andere Wahl blieb, als das Tragen der roten Mützen zu verbieten. Nachdem die Bürger schließlich freiwillig die Unterwerfung an den französischen König Ludwig XVIII. anzeigten, kam Geither in Bredouille. Er selbst versuchte die Anbindung an die königliche Verwaltung mit aller Macht zu verhindern. Nach einigen Beschwerden wurde der Gouverneur von seinem Posten abgesetzt.

Auch wenn das Ende Geithers abrupt kam, so ist festzustellen, dass die französische Garnison Napoleon am längsten treu war. Michael Geither ist in der Landauer Stadtgeschichte relativ unbekannt, dabei war er ein wichtiger Akteur. Er bewahrte einen kühlen Kopf und half dabei, die Landauer Festung zu verteidigen. Nach den vier Belagerungen im Spanischen Erbfolgekrieg, der Belagerung 1793 und nun auch noch 1815, mussten sich die Leute gefragt haben, ob die Zeit der Belagerungen jemals ein Ende finden wird. Zu diesem Zeitpunkt ahnten sie noch nicht, dass es eine der letzten gewesen sein sollte.

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