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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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22.11.2024

Landauer Leute: Die Leichtathletin Käthe Krauß

Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Käthe Krauß.

Jeder Landauer Leichtathlet und Leichtathletin kennt sie: Die Grande Dame des Landauer Sports: Olympiateilnehmerin, Medaillengewinnerin, europäische Top-Läuferin.

Katharina Anna Krauß wurde am 29. Oktober 1906 in Dresden geboren, ihre Eltern Arthur und Anna Krauß stammten aus einfachen Verhältnissen. Die junge Käthe startete für den Dresdner SC und trainierte bei dem späteren Reichstrainer Woldemar Gerschler.

Sportlich gesehen war sie eine Allrounderin: Insgesamt stellte sie zehn Weltrekorde auf und gewann 15 deutsche Titel in den Sprintdisziplinen, im Weitsprung und im Fünfkampf. Höhepunkt ihrer sportlichen Kariere war die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Vor einer begeisterten Zuschauermenge gewann sie die Bronzemedaille im 100-Meter-Sprint der Frauen in 11,9s. Natürlich stellt sich dabei die Frage, inwieweit sie in das nationalsozialistische Sportsystem eingebunden war. Erst relativ spät, 1937, also nach den Berliner Spielen, trat sie in die Partei ein. Vermutlich war dies die Voraussetzung, dass sie von 1937 bis 1945 als Frauendelegierte im Deutschen Leichtathletik-Verband fungieren konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg lässt sie sich 1947 in Nordrhein-Westfalen nieder. Im Frühjahr 1950 kommt sie in die Pfalz, nach Landau und wohnt zunächst im Wolfsweg. Der langjährige Verbandspräsident Gerd Hornberger war wie Käthe Krauß Olympiateilnehmer und Medaillengewinner, er holte die Sportkollegin in die Pfalz.

Seit 1952 betrieb Käthe Krauß nun gemeinsam mit ihrer Cousine Eva von Haugwitz ein Sport-und Trachtengeschäft in der Kapuzinergasse 4. Fünf Jahre später erweiterte sie ihr Geschäft in der Kramstraße 1. Viele ehemaliger Sportler und Sportlerinnen erinnern sich noch an ihren gutsortierten Laden. Sympathisch, zugewandt und warmherzig, so hatten sie viele in Erinnerung: diejenigen, die Fußballer, die in ihrem Geschäft ihre ersten Fußballschuhe erwarben oder die Leichtathleten, die zu ihr als Trainerin nach Landau oder Edenkoben kamen. Käthe Krauß war weit über die Stadtgrenzen bekannt. Eine ganze Leichtathletikgeneration profitierte von ihrem Sachverstand, den sie als erste Verbandstrainerin im Leichtathletikverband Pfalz einbrachte. „Wenn Sie fertig sind, müssen Sie ein nasses Trikot haben“ war beim Training eines ihrer geflügelten Worte. 1958 publizierte sie als Mitautorin ein grundlegendes Trainingswerk zum Kurzstreckenlauf, das zahlreiche Auflagen erfuhr.  Dabei hatte sie noch ganz andere Talente, sie war kulturell sehr interessiert und galt als eine ausgezeichnete Pianistin. Käthe Krauß starb am 9. Januar 1970 in Mannheim. Das Sportgeschäft übernahm nun Eva von Haugwitz mit Sitz in der Ostbahnstraße.

Heute erinnert der Käthe-Krauß-Wanderpokal an die Landauer Sportlerin. Seit 1971 verleiht der Turnverein 1861 im ASV Landau diese Auszeichnung an herausragende lokale Leichtathleten, Trainer und Trainerinnen und für außergewöhnliche ehrenamtliche Aktivitäten. 44 Preisträger und Preisträgerinnen gibt es mittlerweile, sie alle sind „Landaus würdigste Leichtathleten“, wie es in der Urkunde formuliert ist. Der Pokal stammt aus der Vitrine von Käthe Krauß. Genau wissen wir es nicht, vermutlich erhielt sie ihn bei den Europameisterschaften 1938 in Wien, wo sie im 100- und im 200-Meter-Sprint die Silbermedaille erlief. Die erste Preisträgerin war die Landauer Leichtathletin Bärbel Leschke, die letzten Preisträger sind zwei „Externe“, Johan Engholm und Jan Samuelsson vom Hässelby SK. Sie erhielten die Auszeichnung für ihr unermüdliches Engagement für die über 50-jährige Partnerschaft der Landauer Leichtathleten mit dem schwedischen Partnerverein. Im nächsten Jahr wird sicher wieder ein würdiger Preisträger oder eine Preisträgerin dann für ein Jahr diesen schönen Pokal in der eigenen Vitrine zur Schau stellen dürfen.

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