Hilfsnavigation
Zum Aktivieren des Google-Übersetzers bitte klicken. Wir möchten darauf hinweisen, dass nach der Aktivierung Daten an Google übermittelt werden.
Mehr Informationen zum Datenschutz
Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
Seiteninhalt
02.10.2019

Erinnerungen an die SÜWEGA 1949

Ein Artikel von Frank Hetzer  

Die Südwestdeutsche Gartenbauausstellung, kurz SÜWEGA genannt, fand in der Zeit vom 16. Juli bis 15. Oktober 1949 statt. In diesem Jahr ist dem Ereignis vor 70 Jahren zu gedenken.  

Dank vorausschauender, kluger Stadtplanung nach der Schleifung der Festung entsprechend den Grundsätzen der Landauer Stadterweiterung und der Initiative des Vereins zur Herstellung englischer Gartenanlagen wurde ab 1873 im Westen der Stadt mit dem Bau des Westparks (heute Savoyen-, Goethe- und Schillerpark) begonnen. Ab 1904 wurden vom Verein Vogelfreunde die Wiesen vor den mächtigen Mauern des Forts, in der Nähe des Alten Messplatzes, als Grundlage des heutigen Zoos gestaltet.  

Die beiden Weltkriege sowie unzählige deutsche und französische Soldaten in der Stadt blieben nicht ohne Einfluss auf den Zustand der Grünanlagen. Besonders gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden ohne Rücksicht Bäume gefällt, Panzergräben ausgehoben und Munition vergraben. Nach einem letzten Bombenangriff am 16. März 1945 sind etwa 40 Prozent der Stadt zerstört. Am 22. März ist der Krieg beendet. Landau wurde von den Franzosen besetzt, sie übernahmen die ihnen bereits seit dem Ende des Ersten Weltkrieges bekannten Kasernen. 

Der garten- und kunstfreudige französische Oberst de Gouvello, ein Nachfahre des Festungsbaumeisters Vauban, veranlasste in den Parkanlagen die Beseitigung der schlimmsten Kriegsschäden. Der aus der Gefangenschaft zurückgekehrte Leiter der Stadtgärtnerei, Walter Rieger, setzte die Arbeiten fort. In einer großartigen Gemeinschaftsleistung schafften es die Landauerinnen und Landauer bis 1948, den größten Teil der Trümmer zu beseitigen. 

In dieser Zeit der Aufbruchsstimmung kam Stadtgarteninspektor Walter Rieger mit der Idee, eine Gartenbauausstellung in Landau zu veranstalten. Am 15. April 1948 hatte der städtische Hauptausschuss den Gedanken aufgegriffen. Die Währungsreform vom 20. Juni 1948 schuf die wirtschaftlichen Voraussetzungen. Die Mitbewerber zur Ausrichtung der Gartenschau, Karlsruhe und Neustadt, zogen ihre Bewerbungen zurück. Landau hatte den großen Vorteil vorhandener, zusammenhängender und einigermaßen intakter Grünanlagen. Am 15. Oktober 1948 konstituierte sich ein vorbereitender Ausschuss der süddeutschen Gartenbauverbände. Diese beschlossen die Durchführung und den Namen der Gartenschau, konnten aber mangels finanzieller Mittel die Stadt bei der Finanzierung des Projekts nicht unterstützen.  

Die Gesamtleitung lag im Wesentlichen in den Händen von Oberbürgermeister Dr. Alois Kraemer und Kulturdezernent Dr. Hans Moser, Gesamtplanung und künstlerische Leitung bei der Umsetzung der Maßnahme bei Gartenbauinspektor Walter Rieger. 

Die wichtigsten Ziele dieser Ausstellung waren: a) Sie sollte die Leistungsfähigkeit und die Erzeugnisse der lokalen und regionalen Wirtschaft der Öffentlichkeit vor Augen führen. Insbesondere erhoffte man sich große Impulse von einer erfolgreichen Gartenschau. b) Sie sollte neue wirtschaftliche Verbindungen schaffen, den Handel und das Gewerbe beleben. c) Sie sollte den Charakter der Stadt als Gartenstadt festigen. d) Zahlreiche kulturelle und sportliche Veranstaltungen sollten für die Stadt werben. e) Man erhoffte sich eine bleibende Neugestaltung der Parkanlagen. f) Landau sollte wieder zum festen politischen, verkehrstechnischen und kulturellen Mittelpunkt der Südpfalz werden. 

Bis zur Eröffnung der SÜWEGA wurden 2.000 Kubikmeter Erde bewegt, 120.000 Quadratmeter Parkflächen neu bepflanzt, sechs Kilometer Zäune gesetzt sowie sechs Kilometer Wege ausgebessert und neu angelegt. Im Goethepark entstand ein kleines Café, im Schillerpark eine großzügige Gaststätte und auf dem Messplatz vier große Ausstellungshallen. Auf insgesamt 16 Hektar wurden bleibende Werte geschaffen. Der Rosengarten im jetzigen Zoo mit Dahlien, Forstgarten, Steingarten, Tiergehege und Erfrischungsgaststätte. Der Messplatz mit Ausstellungshallen für Industrie, Handel- und Gewerbe, für Freilandschauen, Musteranlagen für Reben und Obst, Gaststätte sowie Vergnügungspark. Der Schillerpark mit Bayerngarten, Restaurant sowie Staudensondergarten. Der Spionskopf wurde mit Dahlien und Sommerblumen aufgehübscht. Im über fünf Hektar großen Goethepark entstanden Sondergärten, das Sommercafé „Stella“ bei der Konzertmuschel, Musteranlagen der Friedhofsgärtner, ein Kinderspielplatz, Kleingärten, ein Pfalzgarten, Flächen für Materialschauen, Springbrunnenanlagen mit großzügigen Sommerblumenrabatten, ein ländlicher Garten und vieles mehr.  

Die Eröffnung erfolgte am 16. Juli 1949 im Beisein von Ministerpräsident Altmeier und endete drei Monate später am 17. Oktober. „SÜWEGA – Sonnenuntergang im Volksfesttrubel, bei Wein, Musik, Tanz und Brillantfeuerwerk ging die SÜWEGA zu Ende“ war am 18. Oktober in DIE RHEINPFALZ zu lesen. Die SÜWEGA war ein voller Erfolg für die Stadt, sagte OB Dr. Kraemer beim Schlussbankett in der Festhalle und Staatsminister Stübinger fügte hinzu, das Wahrzeichen der Schau, die Sonne, habe der Stadt die Treue gehalten. Unter lebhaftem Beifall wurden Worte des Lobes an Walter Rieger ausgesprochen. 

Mehr als 400.000 Besucherinnen und Besucher kamen in die Stadt, 927 Reisegesellschaften, 22 Sonderzüge. Auch Konrad Adenauer war anlässlich einer Wahlkampfreise gern gesehener Gast der SÜWEGA. An 95 Tagen also rund 4.200 Besucherinnen und Besucher pro Tag. Zum Vergleich: LGS 2015 an 186 Tagen 823.000 Besucher, 4.427 pro Tag.  

Der Begriff der „Nachhaltigkeit“ war zu jener Zeit noch nicht so geläufig wie heute. Es ist aber unbestritten und deutlich nachvollziehbar, dass Landau in höchstem Maße mit der Entscheidung von 1948 vorausschauend und mutig entschieden hat. Respekt vor dem Mut der damals Verantwortlichen! Bei Spaziergängen in den Anlagen lässt sich an vielen Stellen der Geist der Ausstellung spüren, eine kluge Planung, die auch heute noch bestehen kann und von den mittlerweile fast 49.000 Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt sehr geschätzt wird. 

2009 bewirbt sich die Stadt wiederum als Austragungsort für eine Gartenschau. Das Glück, nach 66 Jahren wieder eine solche Ausstellung in Landau zu eröffnen, hatten bis dahin nur wenige Städte in Deutschland. Waren die Ziele 1949 unter anderem die Wiederherstellung der Parkanlagen, so galt es für die Schau 2015 im Rahmen der Konversion frei gewordene Kasernenflächen zu entwickeln, wie schon vor fast 140 Jahren auch mit viel Grün und einem über 3 Hektar großen Park. 

Auf der LGS 2015 wurde auf einer 200 Quadratmeter großen Fläche mit einem im Stile der SÜWEGA gestalteten Garten an die so erfolgreiche Schau erinnert. Mit Elementen wie Gartenhäuschen und Pflanzungen aus dem Staudensondergarten, Springbrunnen, Vasen und Originalsitzbänken. Im Inneren der Hütte konnte die Geschichte des städtischen Grüns erlebt werden, eine Puppe in Tracht der SÜWEGA-Girls erinnerte an mehr als 20 junge Damen im Dienste der Ausstellung, zuständig für Empfang, Führungen und Kartenverkauf. 

Auf Anregung des Freundeskreises der Landesgartenschau 2015 wurde in Nähe der zum Abschluss der SÜWEGA gepflanzten Winterlinde am Ende der LGS 2015 eine Sommerlinde gepflanzt. Auf der vorhandenen und neu gestalteten Grünfläche, dem „Platz der Gartenschauen“ südlich des Max-Slevogt-Gymnasiums, wird in der Innenstadt seitdem an beide Gartenschauen erinnert.

 

zurück nach oben drucken