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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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Die Belastungen der Bevölkerung durch Festungsbau und Garnison

Der Bau der Festung bedeutete für die Bürger Landaus zuerst den Verlust von Land, denn viele Einwohner besaßen Grundstücke, die nun für die Errichtung der Festungswerke eingezogen wurden. Die konfiszierten Bürgergüter wurden wohl vermessen und geschätzt, aber erst nach 1715 erhielten die Besitzer teilweise Entschädigungen.
Auch innerhalb der Stadt selbst verloren die Bürger durch den Festungsbau Grundstücke und Häuser, vor allem entlang der mittelalterlichen Stadtmauer, die 1687 abgebrochen worden war.
Der westlich der Stadt gelegene "Untere Kirchhof der Lutheraner" musste dem Festungsbau weichen. 1688 wurde er auf dem Kaffenberg neu angelegt, schon im Jahre 1700 allerdings fiel er wiederum dem Bau des Forts zum Opfer.
Eine Katastrophe für Landau nahm in der Nacht vom 23. zum 24. Juni 1689 ihren Lauf - der große Stadtbrand. An mehreren Stellen brach gleichzeitig Feuer aus und binnen weniger Stunden vernichtete das Großfeuer zwei Drittel der Stadt. Die Schadenssumme wurde auf fünf Millionen Livres geschätzt.
Vauban hatte schon in seiner Denkschrift an den König im Jahre 1687 die enge Bebauung der Innenstadt bemängelt. Dieser Brand, der durch Brandlegung entstanden war und dessen Ausbreitung durch die Behinderung der Löscharbeiten durch französische Militärpersonen beschleunigt wurde, schuf für Tarade nun den freien Raum innerhalb der Wälle, um die Stadt nach seinen Plänen, die schon bald nach dem Brand vorlagen, neu aufzubauen.
Bei der Planung nahm man auf bestehende Besitzrechte keine Rücksicht. Die Häuser, die den neuangelegten Straßen oder den Militärgebäuden im Wege waren, wurden abgerissen.
Für den beginnenden Aufbau der zerstörten Häuser brachen die Bürger Steine aus der alten Stadtmauer oder verwendeten Baumaterialien aus den Ruinen. Trotz der eingeleiteten Maßnahmen war der Wiederaufbau der Innenstadt im Jahre 1699 immer noch nicht abgeschlossen. Ein Teil der Einwohnerschaft lebte noch in Baracken und der Intendant des Elsasses drohte mit der Beschlagnahme der Grundstücke, wenn die Besitzer den Neubau der Häuser nicht umgehend aufnähmen.  Die Finanzen der Stadt lagen in diesen Jahren danieder. Der Stadtrat suchte einerseits durch die Versteigerung von Bauland und Materialien zum Hausbau Geld in die Kassen zu bekommen, andererseits musste die Stadt die militärischen Gebäude, die in diesen Jahren errichtet wurden, alleine finanzieren.
Trotz der finanziellen Misere erstanden in Landau auch die öffentlichen Gebäude, die durch den Stadtbrand vernichtet worden waren, neu. 1689 bis 90 wurde das neue Schlachthaus an der Bachgasse gebaut, am 13. Juni 1691 fand die feierliche Grundsteinlegung für das Rathaus am Paradeplatz statt, nachdem das alte in der Brandnacht ein Raub der Flammen geworden war. Dasselbe Schicksal hatte das alte Hospital in der Hospitalgasse (der heutigen Kugelgartenstraße) erlitten. Nach 1693 begannen die Arbeiten an dem Neubau eines Bürgerhospitals in der Königstraße.
Nach und nach heilten die Wunden, die die Brandnacht in das Antlitz der Stadt Landau geschlagen hatte. 1691 waren die Festungsanlagen um die Stadt vollendet, um 1700 begannen sich auch die Baulücken innerhalb der Wälle nach und nach zu schließen. Trotzdem änderte sich an den Lebensumständen der Bürger Landaus nur wenig.
Eingeengt durch ein Festungskorsett, in räumlicher Enge zusammen mit einer Garnison lebend wurden die städtischen Bürger zudem immer wieder zu Zahlungen an die Militärbehörden herangezogen. Es waren vor allem die Einquartierungen, die auf den Einwohnern lasteten. Die Offiziere der Garnison lagen zu einem großen Teil bei Landauer Familien in Quartier, und die Stadt musste für Kost und Logis aufkommen.
Fernerhin war eine kostenlose Wohnung für den Festungskommandanten und Gouverneur zu stellen, und die Anlage und Unterhaltung eines Kommandantengartens oblag ebenfalls der Stadt.
Die Aufwendungen und Zahlungen der Landauer Bürger wurden zwar aufgelistet und den militärischen Stellen zugeleitet. Die Bezahlung aber war, wenn sie überhaupt erfolgte, spärlich und deckte nie die tatsächlich entstandenen Kosten.
Abschließend sei noch bemerkt, dass die hier angeführten Belastungen des Lebens der Zivilbevölkerung in Landau kein Spezifikum der französischen Zeit waren, sondern dass sie nach 1816, als die französische durch eine ständige deutsche Besatzung abgelöst wurde, in ähnlicher Form weitergingen.
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