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Rathaus 2 © Rolf H. Epple Stadt Landau
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Der Bau der Festung Landau 1688-1691

Nach der Niederlage der mit Frankreich verbündeten Türken gegen das Haus Habsburg, den Hauptgegner Frankreichs am Oberrhein, der nach der Rückeroberung seiner dort verlorenen elsässischen Besitztümer trachtete, schickte Frankreichs Kriegsminister Michel le Tellier Marquis de Louvois (1641—1691) den berühmten Festungsbaumeister Vauban nach Landau.. Louvois, neben Vauban die treibende Kraft des französischen Festungsbaus, war 1668 im Alter von 27 Jahren bereits von Ludwig XIV. zum Kriegsminister ernannt worden!
Sébastien Le Prêtre Marquis de Vauban (1633—1707), der nach Landau geschickt worden war, um die „de iure" deutsche Stadt Landau — der Frieden zu Münster von 1648 war immer noch rechtsverbindlich — zu einer der „mächtigsten Festungen der Christenheit" zu befesti­gen, hat den Festungsbau seiner Zeit revolutioniert. Von 1668 bis zu seinem Tod hat er nicht weniger als 160 Plätze neu befestigt. In Anbetracht seiner großen Verdienste kam Ludwig XIV. 1703 nicht umhin, Vauban zum „Maréchal de France" zu ernennen. Diese Auszeich­nung erhielt als Ingenieuroffizier nur Vauban.
Vauban legte nun am 9. Oktober 1687 ein ausführliches Gutachten vor, in dem er den Bau der Festung nach dem verbesserten, von ihm selbst entwickelten Entwurf II empfahl. Diesem Projekt lagen seine Erfahrungen zu Grunde, welche er im gleichen Jahr bei der Neubefesti­gung von Belfort südlich der Vogesen gemacht hatte. Teile der alten Befestigung Belforts sind heute im Gegensatz zu Landau noch erhalten.
Schon einige Monate vor der eigentlichen Grundsteinlegung begannen die Festungsbauarbeiten in der Stadt, die nun an Stelle des 1679 an das Reich zurückgegebenen Philippsburgs die am weitesten nach Deutschland hineinragende französische Festung war. Umfangreiche Erdbewegungsarbeiten wurden in Angriff genommen, ehe Kriegsminister Louvois persönlich in den letzten Apriltagen 1688 den Grundstein zum Bau der Festung Landau legte. In der Zwischenzeit sind auch zahlreiche Häuser, insbesondere im Bereich der Befestigungsanlagen sowie die alte Stadtmauer mit Ausnahme des bis heute erhaltengebliebenen Galeerenturmes, der seit 1732 als Garnisonsgefängnis diente, abgetragen worden. Eigens zum Transport der zum Festungsbau benötigten Baumaterialien hatten die Franzosen 1687 einen Kanal anlegen lassen, der seine Wasserzufuhr von der in Albersweiler abgeleiteten Queich erhielt und nach sei­nem Ursprungsrot den Namen Albersweilerer Kanal erhielt. Dieser war 7 km lang und endete auf der Höhe des heutigen Westbahnhofes. Auf diesem Kanal verkehrten Lastkähne mit einer Länge von je 19 m und einer Tragfähigkeit von 400 Zentnern. Beladen waren die Lastkähne mit Gneis, den man in den in der Nähe von Albersweiler gelegenen Steinbrüchen brach, des weiteren mit Holz aus den Geraidewäldern sowie mit Branntkalk, der von den bei der Kleinen Kalmit errichteten Kalköfen stammte und in Verladebuchten auf die Transportkähne verladen wurde. Indessen holte man die benötigten Bausteine nicht nur aus nahegelege­nen Steinbrüchen, auch an einigen Burgen in der Umgebung brachen die Franzosen Steine und nicht einmal vor dem Hochgericht beim Ebenberg machten sie Halt. Bis zu 20 000 Bauarbeiter, vornehmlich Steinhauer und Maurer, verwerteten die Baumaterialien in harter körperlicher Arbeit, so wie dies der Godramsteiner Maler Keßler im Rathaussaal mit der Darstellung der Arbeiten bei der Einlassschleuse vortrefflich auf Leinwand festgehalten hat. Viele dieser Bauarbeiter kamen, hauptsäch­lich durch steuerliche Vergünstigungen angelockt, aus dem französischen Sprachraum hierher, und ließen sich nach Abschluss der Festungsbauarbeiten hier nieder. Händler und Wirte, die die Bauarbeiten begleiteten, erwuchsen den Einheimischen zu einer bedrohlichen Konkurrenz. Pierre Poumet erhielt die Erlaubnis zur Errichtung einer französischen Schule unter Gewährung derselben Besoldung, wie sie der deutsche Schulmeister hatte.
Mit der Leitung der Festungsbauarbeiten war der Direk­tor des Corps du Genie (Baupioniere) betraut. Diesen Posten hatte zunächst Vauban persönlich inne, aber aufgrund anderer Aufgaben löste ihn schon bald der für das Festungsbauwesen im Elsaß zuständige Ingenieuroberst Tarade ab. Oberlandvogt de Monclar († 1690 in Landau), dessen Grabdenkmal in der Nähe des Französischen Torgebäudes steht, befehligte ein größeres Trup­penkontingent, das den Fortgang der Bauarbeiten gegen feindliche Heere sichern sollte, zumal der Festungsbau während des Pfälzischen Erbfolgekrieges erfolgte. Nach 1691 stellte sich in der Festungsstadt Landau, deren staatsrechtliche Zugehörigkeit zu Frankreich durch das Reich erst im Frieden zu Rijswijk 1697 anerkannt wurde, bald ein geregeltes Garnisonsleben ein, das jedoch durch die Belagerung im Jahre 1702 eine jähe Unterbrechung fand. Der Friedensschluss von 1714 beendete den Spanischen Erbfolgekrieg, welcher der Festung vier harte Bewährungsproben auferlegt hatte. Er beließ Landau bis 1815 bei Frankreich. Indessen ließ auch das Königreich Bayern die Festungseigenschaft Landaus unangetastet. Vielmehr war die Stadt bis 1866 deutsche Bundesfestung. Die Aufhebung des Festungsstatus im März 1871 leitete die von der Landauer Bevölkerung lang ersehnte Schleifung der Festungswerke ein.

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